Röntgenaufnahmen Zähne: Wann sie nötig sind, wie sicher sie sind und was sie zeigen
Röntgenaufnahmen der Zähne geben Einblick in Bereiche, die mit bloßem Auge verborgen bleiben. Kurz, verständlich und evidenzbasiert erkläre ich, welche Arten es gibt, wann sie sinnvoll sind, wie hoch das Strahlenrisiko ist und worauf Sie beim Zahnarzt achten sollten.
Warum Röntgenaufnahmen von Zähnen wichtig sind
Viele Zahnprobleme beginnen im Verborgenen: Karies zwischen den Zähnen, Wurzelentzündungen oder Knochenabbau sind oft erst im Röntgenbild sichtbar. Röntgenaufnahmen liefern deshalb entscheidende Informationen für Diagnose, Behandlungsplanung (z. B. Wurzelbehandlung, Implantate) und Vorsorge.
Welche Arten von Röntgenaufnahmen gibt es?
- Bissflügelaufnahme: Kleine zweidimensionale Aufnahme, ideal zur Darstellung von Zahnzwischenräumen und beginnender Karies.
- Periapikale Aufnahme: Zeigt Zahnwurzelspitzen und umgebende Knochenstrukturen—wichtig bei Wurzelentzündungen.
- PAN/OPG (Panoramabild): Übersichtsaufnahme des gesamten Ober- und Unterkiefers; nützlich bei Weisheitszahnentfernungen oder zur Übersichtsdarstellung von Kiefer und Zähnen.
- 3D-Röntgen / DVT (Digitale Volumentomographie) / CBCT: Dreidimensionale Darstellung, unverzichtbar bei komplexen Implantatplanungen, Kieferchirurgie oder bei räumlich komplexen Läsionen.
- Cephalometrie: Seitliche Schädelaufnahme, oft in der Kieferorthopädie verwendet.
Was zeigen Röntgenaufnahmen konkret?
- Karies im Zahnzwischenraum
- Wurzelentzündungen und Abszesse
- Parodontale Knochenverluste
- Retinierte (nicht durchgebrochene) Zähne, z. B. Weisheitszähne
- Frakturen, Zysten oder sonstige Raumforderungen
- Knochenstruktur und -dichte (wichtig für Implantate)
Digitales Röntgen vs. konventionelles Röntgen
Die meisten Praxen nutzen heute digitales Röntgen. Vorteile:
- Geringere Strahlenbelastung (bis zu 70–90 % weniger gegenüber Analog)
- Schnelle Verfügbarkeit der Bilder, einfache Nachbearbeitung (Kontrast, Zoom)
- Einfache Archivierung und Weiterleitung an Spezialisten
Ist Röntgen beim Zahnarzt gefährlich?
Röntgenstrahlung birgt grundsätzlich ein minimales Risiko, doch die Mengen bei zahnmedizinischen Aufnahmen sind sehr klein. Moderne Geräte und Schutzmaßnahmen (Blei-/Bleischürzen, digitale Sensoren) reduzieren die Dosis weiter. Für Vergleichswerte: Eine Bissflügelaufnahme hat eine Strahlendosis, die vielfach unter der einer gesamtkörperlichen natürlichen Hintergrundstrahlung pro Tag liegt.
Die Entscheidung für eine Aufnahme sollte nach dem Prinzip der Rechtfertigung erfolgen: nur wenn der diagnostische Nutzen das geringe Risiko überwiegt. Behörden wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und zahnärztliche Fachgesellschaften empfehlen eine zurückhaltende, indikationsbezogene Nutzung.
Wie oft sollten Röntgenaufnahmen gemacht werden?
Es gibt keine allgemeingültige Frequenz. Faktoren, die den Abstand beeinflussen:
- Kariesrisiko und individuelle Zahngesundheit
- Alter und Allgemeinzustand
- Vorhandene Befunde (z. B. tiefreichende Füllungen, endodontische Behandlungen)
- Behandlungsbedarf (z. B. vor Implantatsetzung, bei Schmerzen)
Bei Gesunden mit niedrigem Risiko genügen oft längere Intervalle (z. B. Panoramabild seltener), bei hohem Risiko oder akuten Beschwerden sind engere Kontrollen nötig.
Röntgen bei Kindern und Schwangeren
Bei Kindern wird besonders vorsichtig abgewogen und häufig nur kleine Aufnahmen (z. B. Bissflügel) verwendet. Schutzbedarf ist höher, da Kinder empfindlicher auf Strahlung reagieren.
Schwangere sollten grundsätzlich Röntgen vermeiden, es sei denn, es besteht eine dringende medizinische Indikation. Falls eine Aufnahme unumgänglich ist, werden Abdomenabschirmungen und minimale Dosen verwendet; in den meisten zahnärztlichen Fällen lässt sich eine Behandlung oder eine Verschiebung bis nach der Schwangerschaft prüfen.
Praktischer Ablauf: Was passiert beim Zahnarzt?
- Abklärung der Indikation: Ihr Zahnarzt erläutert Grund und Nutzen der Aufnahme.
- Positionierung: Schutzschürze anlegen, Sensor oder Film wird kurz in den Mund oder rund um den Kopf positioniert.
- Aufnahme: Dauer meist nur wenige Sekunden. Bei digitalen Geräten sofort sichtbares Bild.
- Besprechung: Befundbesprechung und weitere Planung, ggf. Weiterleitung an Spezialisten.
Kosten und Abrechnung
Einige Routineröntgenaufnahmen sind bei gesetzlich Versicherten in bestimmten Abständen oder Indikationen durch die Kassen abgedeckt; andere spezialisierte Verfahren (z. B. DVT) können Zuzahlungen oder private Leistungen erfordern. Fragen Sie Ihre Praxis vorab nach Kosten und möglicher Kostenübernahme durch die Krankenkasse.
Tipps für Patienten
- Fragen Sie, warum die Aufnahme nötig ist und was damit festgestellt werden soll.
- Erfragen Sie Alternativen oder ob eine Verschiebung möglich ist (z. B. bei Schwangerschaft).
- Bitten Sie bei Bedarf um digitale Kopien Ihrer Aufnahmen (CD, Email, Praxis-Cloud) — nützlich bei Praxiswechsel oder Zweitmeinung.
- Notieren Sie frühere Röntgenaufnahmen — unnötige Wiederholungen vermeiden Strahlenexposition.
Woran erkenne ich eine seriöse Praxis?
Moderne digitale Geräte, Hinweise zur Strahlenschutzpraxis, transparente Aufklärung vor der Aufnahme und der Wille, Patientenfragen zu beantworten, sind gute Indikatoren. Fachzahnärztliche Empfehlungen und qualifiziertes Personal (z. B. medizinisch-technische Röntgenassistenten) sorgen für sicheren Umgang mit Aufnahmen.
Weiterführende Links und Quellen
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): https://www.bfs.de
- Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): https://www.dgzmk.de
Kurz-FAQ
Schadet eine einzelne Röntgenaufnahme meinen Zähnen?
Nein — die Strahlenmenge ist sehr klein. Wichtiger ist, dass die Aufnahme medizinisch gerechtfertigt ist.
Was, wenn ich viele Füllungen oder Kronen habe?
Das erhöht nicht die Strahlenbelastung, wohl aber die Notwendigkeit, bestimmte Bilder zu kontrollieren (z. B. Wurzelbefund).
Wann ist ein 3D-Bild wirklich nötig?
Bei Implantatplanung, komplexen Wurzelanatomien, Kieferverletzungen oder ausgedehnten pathologischen Veränderungen.
Röntgenaufnahmen sind ein hilfreiches, sicheres Diagnostikmittel — vorausgesetzt, sie werden indikationsgerecht eingesetzt und moderne digitale Technik sowie Schutzmaßnahmen kommen zum Einsatz. Klären Sie Nutzen, Alternativen und Kosten immer mit Ihrem Zahnarzt.