Gezielte Mundschluss-Übungen: Spielend zu sicherem Lippenschluss und Nasenatmung
Praktische, einfache Übungen für Kinder und Erwachsene, die den Mundschluss und die Nasenatmung verbessern sollen. Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Spielideen und Hinweise, wann professionelle Hilfe sinnvoll ist.
Warum Mundschluss-Übungen wichtig sind
Ein stabiler Mundschluss (lippenschluss) und eine korrekte Zungenruhelage sind Grundlagen für gesunde Kieferentwicklung, Artikulation und ruhige Nasenatmung. Viele Kinder (aber auch Erwachsene) halten den Mund offen, weil Nasenatmung, Muskeltonus oder Gewohnheiten gestört sind. Mundschluss Übungen helfen, die Lippen- und Zungenmuskulatur zu stärken, die Koordination zu verbessern und eine regelmäßige Nasenatmung zu fördern.
Hinweise vorab
- Führe die Übungen regelmäßig, kurz und spielerisch durch (5–10 Minuten, 1–3× pro Tag).
- Kein Druck: Schmerzen oder Atemnot sind ein Stoppzeichen. Bei Schmerzen, Sprach‑ oder Schluckproblemen, starkem Schnarchen oder Atemaussetzern bitte Kinderarzt, HNO oder Logopädie hinzuziehen.
- Bei Unsicherheit zu Ursache (z. B. vergrößerte Mandeln, Allergien, verengte Nasenwege) immer medizinische Abklärung suchen.
Aufwärmen (1–2 Minuten)
Vor den gezielten Übungen kurz die Muskulatur ansprechen:
- Lippen zusammenpressen und lösen: 5–8×.
- Wangen aufblasen wie ein Hamster, kurz halten, ausatmen: 3–5×.
- Zunge zur Nase, dann zum Kinn strecken (ohne Schmerzen): je 3×.
Effektive Mundschluss Übungen (mit Anleitung)
Die folgenden Übungen zielen direkt auf Lippenkraft, Koordination und Nasenatmung ab. Führe jede Übung 30–60 Sekunden bzw. 8–15 Wiederholungen durch, je nach Alter und Ausdauer.
1. Kussmund-Bilder (für Kinder)
Kind macht einen „Kussmund“ (Lippen spitz, stark gerundet) und stempelt damit Farbe oder Wasser auf Papier. Spielend werden Lippenrundung und Verschluss trainiert.
2. Strohhalm-Saugen
Trinken durch einen dicken Strohhalm, kleine Kugeln oder Wattenbällchen mit einem Strohhalm ansaugen und in ein Glas transportieren. Fördert Lippenschluss, Sogkraft und Zungenkontrolle.
3. Lippenwiderstand
Finger leicht an die Lippen legen. Kind oder Erwachsener versucht, die Lippen fest zu schließen, während ein sanfter Widerstand gehalten wird. 5–10 Sekunden halten, 6–8× wiederholen.
4. Lippenflattern (Brrr)
Lippen locker zusammenbringen und Luft so ausstoßen, dass ein vibrierendes Geräusch entsteht. Gut als Warm‑up oder zum Training der Lippenkontrolle.
5. Nasenatmungs-Übung: Nasenatmung bewusst machen
Mit geschlossenen Lippen 3–5× langsam durch die Nase ein- und ausatmen. Alternativ: Kerze vor dem Gesicht (ohne auszublasen) – die Flamme nur leicht bewegen, während die Lippen geschlossen bleiben. Fördert bewusste Nasenatmung.
6. Zungenruhelage üben
Zunge mit geschlossenen Lippen an den oberen Gaumen legen (direkt hinter die oberen Schneidezähne), ruhen lassen. 10–20 Sekunden halten, 10× am Tag. Wichtig für stabilen Mundschluss und Kieferentwicklung.
7. Bläschen und Seifenblasen
Seifenblasen pusten mit geschlossenem Mund vorbereiten (Lippe um das Röhrchen eng anlegen) – der spielerische Charakter motiviert Kinder, Lippenschluss und Atemkontrolle zu trainieren.
Spielideen für Kinder: Motivation verbindet Übung mit Spaß
- Kussmundbilder malen (siehe oben).
- „Wett-Saugen“: Wer transportiert die meisten Wattebällchen per Strohhalm in 1 Minute?
- Tier-Atmung: „Löwe brüllt“ mit geschlossenem Mund und vibrierenden Lippen; „Kätzchen schnurrt“ leise Nasenatmung.
- Pusten-Wettbewerb mit Papierfliegern – aber Lippenschluss vor dem Abheben üben (Anlauf mit Nasenatmung, dann kontrolliertes Ausatmen).
Hilfsmittel und Geräte
- Strohhalme (dick), Wattestäbchen oder kleine Kugeln.
- Seifenblasen-Röhrchen, Malfarben und Papier für Kussmundbilder.
- Myofunktionelle Trainingsgeräte (z. B. FaceFormer) – nur nach Anleitung verwenden; einige Geräte sind speziell für Therapie entwickelt.
Wann ist professionelle Hilfe sinnvoll?
Wenn trotz regelmäßiger Mundschluss Übungen nach 6–8 Wochen kein Fortschritt sichtbar ist, bei dauerhaft offenem Mund, lautem Schnarchen, Problemen beim Schlucken oder Sprachauffälligkeiten, sollte ein Kinderarzt, HNO‑Arzt, Logopäde oder Kieferorthopäde beurteilen. Oft ist eine interdisziplinäre Behandlung (HNO, Logopädie, Kieferorthopädie) sinnvoll.
Häufige Fragen (Kurzantworten)
- Wie oft üben? Kurz und regelmäßig: 5–10 Minuten, 1–3× täglich.
- Ab welchem Alter? Ab Kleinkindalter möglich – die Spiele lassen sich altersgerecht anpassen. Bei sehr jungen Kindern nur spielerisch, ohne Zwang.
- Wann sieht man Erfolge? Kleine Verbesserungen nach wenigen Wochen, sichtbare Veränderungen oft in 2–3 Monaten bei regelmäßiger Ausführung.
- Können Erwachsene profitieren? Ja. Zungen- und Lippenmuskulatur bleibt trainierbar.
Weiterführende Quellen
Mehr Informationen zu myofunktioneller Therapie und Logopädie finden Sie bei Berufsverbänden und spezialisierten Praxen, z. B. auf logopaedie.de oder bei Fachpraxen für Kieferorthopädie und HNO.
Fazit
Mundschluss Übungen sind einfache, oft spielerische Maßnahmen, die Lippenschluss, Zungenlage und Nasenatmung verbessern können. Konsistenz und Spaß beim Üben sind entscheidend. Bei Zweifeln oder begleitenden Beschwerden fachärztliche Abklärung und ggf. logopädische Therapie suchen.