FKO‑Gerät: Wie funktionskieferorthopädische Geräte wirken, wann sie helfen und was Eltern wissen sollten
Kurz und prägnant: Ein FKO‑Gerät kann das Kieferwachstum positiv beeinflussen — aber nur bei richtiger Indikation, regelmäßiger Tragezeit und guter Betreuung. Dieser Artikel erklärt leicht verständlich, was ein FKO‑Gerät ist, welche Varianten es gibt, für wen es geeignet ist und worauf Sie im Alltag achten sollten.
Was ist ein FKO‑Gerät?
Ein FKO‑Gerät (Funktionskieferorthopädisches Gerät) ist eine herausnehmbare Apparatur, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen angewandt wird, um das Wechselspiel von Zähnen, Kiefer und Muskulatur zu beeinflussen. Im Gegensatz zu aktiven Zahnspangen übt ein FKO‑Gerät meist keine direkte, ständig anliegende Druckkraft auf einzelne Zähne aus. Stattdessen verändert es die Okklusion und die Muskelverhältnisse, sodass Wachstum und Funktion in eine günstigere Richtung gelenkt werden können.
Wie funktionieren FKO‑Geräte?
FKO‑Geräte wirken primär über die Umgestaltung der Bisslage und die Steuerung der orofazialen Muskulatur. Bei jedem Verschluss der Kiefer (z. B. beim Schlucken oder Sprechen) wirkt die Apparatur wie eine Führungsschiene: Muskeln werden neu „eingestellt“, die Haltung des Unterkiefers verändert sich und das Kieferwachstum kann in gewünschter Richtung gefördert werden. Wichtig ist, dass diese Wirkung vorwiegend während der Wachstumsphase erzielt wird.
Typische Varianten von FKO‑Geräten
- Aktivator: Klassischer funktionskieferorthopädischer Apparat zur Beeinflussung von Wachstum und Bissrelation.
- Bionator: Leicht reduzierte Variante des Aktivators, oft komfortabler zu tragen.
- Twin‑Block: Besteht aus zwei ineinandergreifenden Platten (Ober‑ und Unterkiefer) und wird oft bei Klasse‑II‑Fehlbissen verwendet.
- Frankel (FR‑Apparat): Nutzt Raumhalter und Weichteilverlagerung, um Muskeln und Lippen zu beeinflussen.
- Herbst‑Apparat: Ein fester Funktionsregler (nicht herausnehmbar), der ähnliche funktionelle Effekte erzielt wie herausnehmbare FKO‑Geräte.
Weitere Informationen zu Wirkungsweise und Geräten finden Sie z. B. bei Fachkliniken und Fachartikeln: Dr. Holzberger – Funktionskieferorthopädie oder Universitätsklinikum Würzburg – Funktionskieferorthopädie.
Indikationen: Wann ist ein FKO‑Gerät sinnvoll?
- Klasse‑II‑Fehlbiss (zu zurückliegender Unterkiefer)
- Bestimmte Klasse‑III‑Tendenzen (in Kombination mit anderen Maßnahmen)
- Falsche Lippen‑ und Zungenhaltung, die zu Zahnfehlstellungen führt
- Funktionelle Störungen wie ein persistierender Offener Biss durch falsches Schluckmuster
Die Indikation stellt der Kieferorthopäde nach klinischer Untersuchung, Abdrücken, Röntgen‑ bzw. digitalen Aufnahmen und Funktionsanalyse.
Alter und Tragedauer
FKO‑Geräte wirken am besten während der aktiven Wachstumsphase (meist 8–14 Jahre). Die Tragedauer variiert je nach Schweregrad und Gerät, typischerweise 6–18 Monate in der aktiven Phase, gefolgt von Retentionsphasen. Eine tägliche Tragezeit von 12–22 Stunden ist oft empfohlen; geringe Compliance reduziert die erzielbaren Effekte deutlich.
Vorteile und Nachteile
Vorteile
- Schonende Beeinflussung von Kieferwachstum und Muskulatur
- Meist herausnehmbar – leichter zu reinigen
- Kann kombiniert werden mit fester KFO (z. B. Multibracket‑Apparatur)
Nachteile
- Hohe Abhängigkeit von der Mitarbeit (Tragezeit)
- Zu Beginn Beeinträchtigung beim Sprechen und Schlucken möglich
- Weniger präzise Zahnbewegung als feste Spangen; oft ergänzende Maßnahmen nötig
Kosten & Abrechnung
Die Kosten für ein FKO‑Gerät hängen von Gerätetyp, Praxis und Behandlungsaufwand ab. Bei medizinischer Indikation werden Kosten für Kinder und Jugendliche häufig (teilweise) von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen; freiwillige Zusatzleistungen oder besondere Materialien können zu Kostensteigerungen führen. Klären Sie Kosten und Abrechnung frühzeitig mit Ihrem Behandler und der Krankenkasse.
Pflege und Alltagstipps
- Reinigen Sie das FKO‑Gerät täglich mit einer weichen Zahnbürste und lauwarmer Seifenlösung (kein heißes Wasser).
- Lagern Sie das Gerät trocken in einem Behälter, wenn es nicht getragen wird.
- Bei Druckstellen informieren Sie den Kieferorthopäden – Korrekturen sind meist problemlos.
- Regelmäßige Kontrollen (alle 4–8 Wochen) sind wichtig für den Behandlungserfolg.
Alternativen und Kombinationen
In manchen Fällen sind feste Funktionsregler (z. B. Herbst) oder direkt festsitzende Apparaturen sinnvoll. Oft werden FKO‑Geräte mit festen Zahnspangen kombiniert: erst funktionelle Korrektur, dann Feineinstellung der Zahnstellung.
Häufige Fragen (Kurzantworten)
- Tut ein FKO‑Gerät weh? Anfangs können Druckgefühle und Muskelkater auftreten, die sich nach Tagen bis Wochen legen.
- Wie lange trägt man ein FKO‑Gerät täglich? Empfohlen werden meist 12–22 Stunden; nachts zu tragen ist besonders wichtig.
- Kann ein FKO‑Gerät Rückfälle verhindern? Retention und Nachsorge sind entscheidend – ohne Nachbehandlung kann es zu Rückbildung kommen.
Ein FKO‑Gerät kann sehr gute Ergebnisse liefern, wenn Indikation, Zeitpunkt und Patienten‑Compliance stimmen. Sprechen Sie mit Ihrem Kieferorthopäden über individuelle Möglichkeiten — eine fachliche Untersuchung ist die wichtigste Grundlage für eine erfolgreiche Therapie.
Weiterführende Quellen: DocCheck Flexikon – Funktionskieferorthopädie, Praxisinfo: Funktionskieferorthopädie.